Intro

Zum Abtauchen an den virtuellen Strand, wird die VR-Brille aufgesetzt, die Kopfhörer heruntergeklappt und ein kleiner Tracking-Sensor auf dem Handrücken montiert. An einem fixen Startpunkt beginnt die Experience in völliger Dunkelheit — nur mit dem sanften Rauschen der Brandung und einsetzender mystischer Drone, die der Musiker Sebastian Langer speziell für dieses Projekt aufgenommen hat. Auf einer halbrunden virtuellen Fläche erscheint eine Introanimation.

Visuelle Metapher

Ähnlich einer Zeichnung sind sowohl dichte, realistische, als auch ausgedünnte, fragmentierte Bereiche enthalten. Von Weitem erscheint die Oberfläche geschlossen, aber aus der Nähe werden die einzelnen Kugeln sichtbar. Damit ist eine ideale visuelle Metapher für das Thema Mikroplastik gefunden.Die Qualität dieser Bildsprache ist das Diffuse, Unklare, der Grenzgang zwischen Erkennbarem und Abstraktem, die Ambivalenz von Schönheit und Aversion. Das Suchen und Findenwollen erfordert eine aufmerksame Auseinandersetzung und regt zum Erkunden an — wie draußen am Strand.

1. Info-Layer

Bei Berührung der virtuellen Objekthüllen erscheint eine Nadelgrafik, die der Hand entspringt und in Richtung eines dezentral stehenden kurzen Textes pulsiert. Die Tierart, Jahreszeit, Ort und Zustand sind gelistet — angelehnt an die Erfassungsbögen des offiziellen Spülsaummonitorings des NLWKN. Eine Berührung der Fundobjekte im Inneren lässt an ihnen jeweils weitere kleine Infotexte aufleuchten. Die kurze Information kann dadurch individuell bei Interesse abgerufen werden.

Immersion

Da materielle Grenzen durch die Virtualität aufgehoben sind, lässt sich das Innere der Punktwolken problemlos begehen. Dabei verstummt das Wellenrauschen und die Geräuschkulisse der Objekte wird deutlich präsent, sodass ein regelrechtes Eintauchen in einen neuen körperlichen und klanglichen Raum erfolgt. Die Komposition an Fundobjekten im Inneren lädt zum Erkunden und Verweilen ein, sodass währenddessen die Zeit pausiert und kein Szenenwechsel stattfindet. Mit ausgestreckter tastender Hand wird erfahren, dass sich die Partikel um die Hand bewegen lassen, um Gucklöcher in die Objekte zu erzeugen oder durch den Sand zu fahren. Durch das optische Feedback der Handbewegungen wird eine Haptik der Partikel erwartet oder sogar imaginiert. Der Wechsel zum nächsten Objekt wird durch einen real spürbaren Wind eingeleitet.

Raum

Vor dem Eintritt in die virtuelle Welt begeben sich Betrachtende in den realen Raum der Installation, in den sie im Anschluss auch wieder entlassen werden. Eine Übereckprojektion lässt die Besucher:innen klein erscheinen. Sie zeigt eine reale Brandung vom Nordstrand Borkums, die allmählich in eine Partikelbrandung aus weißen Kugeln morpht, dann in abstrakt wirkende Szenen aus sandigen Punktlandschaften und -wolken übergeht Die Partikellandschaften ohne klar erkennbare Inhalte — außer Sand — regen bereits die nach Bekanntem suchende Wahrnehmung an und damit das Interesse an der geheimnisvollen virtuellen Welt.

2. Info-LAyer

Fragen zu Inhalten, nicht identifizierbaren Objekten, Zahlen, Daten, Fakten oder auch der technischen Umsetzung, die im Nachgang aufkommen, wie sich in den Tests gezeigt hat, werden durch ausliegendes und -hängendes Material, sowie diese ergänzende Webseite beantwortet. Es besteht die Option, sich bei Bedarf (demand) tiefergehend zu informieren. Dadurch bleibt genug Raum für eigene Assoziationen, Gedanken und Gefühle.

Eine Definition von Strandgut, eine Beschreibung der Haupteintragsquelle Fischerei, sowie die wichtigsten Schritte des Arbeitsprozesses während der Umsetzung dieses Projektes sind auf drei großen Plakaten dargestellt.

3. Info-Layer

Um die vielfältige Wirkung von Strandgut aus der Subjektivität zu heben, wird das Phänomen innerhalb der theoretischen Arbeit aus drei Perspektiven beleuchtet:

01. Faktisch: Es werden naturwissenschaftliche Hintergründe, wie der Einfluss der Gezeiten erläutert und aktuelle Erkenntnisse aus dem Spülsaummonitoring des NLWKN eingebracht.
02. Philosophisch: Strandgut wird mit philosophischen Positionen zur Naturästhetik, Vergänglichkeit und der Kunstrichtung der Spurensicherer untersucht und in Verbindung gebracht.
03. Medientheoretisch: Erläutert und definiert werden verschiedene Methoden und Prinzipien des Informationsdesigns und der generativen Gestaltung, die relevant für die praktisch-gestalterische Auseinandersetzung mit Treibsel sind.

Anschließend wird das Projektergebnis hinsichtlich Gestaltung, Wirkung und Realisation im Raum analysiert, gefolgt von einer Reflexion zum Nutzen dieser Technik für den Umweltschutz und zur Sensibilisierung der Gesellschaft.


Das Ergebnis ist als durchgestaltetes gebundenes Buch auf 124 Seiten Buchdruckpapier 100g/m2 (1.4 vol), Hardcover, Fadenheftung, Lese- und Kapitalband produziert. Ein Exemplar kann per Mail an mich erworben werden für:

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